Onychophagie (Nägelhauen)

Onychophagie
ónychos = Nagel oder auch Kralle
phagein = verzehren oder auch essen
Mit Onychophagie bezeichnet man die Angewohnheit des Nagelkauens.

Der Begriff Onychophagie stammt aus dem Grichischen und bezeichnet das Abbeißen oder Essen der Nägel.
Fingernägelkauen kommt in allen Schichten der Bevölkerung vor. Betroffen sind Kinder wie Erwachsene, Frauen ebenso wie Männer. Lediglich bei älteren Menschen ist es eher selten zu beobachten. Man vermutet, dass dies mit der ausgeprägten Lebenserfahrung der Senioren und den daraus resultierenden veränderten Prioritäten und einer gelasseneren Lebenseinstellung im Zusammenhang steht.
Vom Fingernägelkauen sind nach Schätzungen von Experten rund 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen und ca. 10 Prozent der Erwachsenen betroffen.
Onychophagie ist ein weit verbreitetes Phänomen. Dennoch gilt das Nägelkauen in der Psychologie als Begleiterscheinung oder Symptom fur ganz andere Ursachen. Dem Nagelkauen ähnliche Verhaltensweisen wie zum Beispiel das Nagelhautkauen oder das ständige Knibbeln an den Fingern finden dagegen gesellschaftlich eher Akzeptanz und werden in der Regel nicht mit gleichen Ursachen oder vermeintlichen Verhaltensauffälligkeiten in Verbindung gebracht.

Prominente und in unseren Augen erfolgreiche Menschen werden immer wieder von Paparazzi dabei ertappt, wie sie mehr oder weniger unbewusst, durch Kauen an den Nägeln, ihre innere Anspannung kompensieren.
Es erstaunt uns, dass selbst diese Menschen, denen es nach unserer Vorstellung an nichts fehlt, Probleme haben oder in banalen Situationen verunsichert sein können. Hier sieht man besonders gut, dass die seelische Belastung und die innere Anspannung, welche dem Nagelkauen am häufigsten zugrunde liegt, völlig unabhängig vom gesellschaftlichen Status oder den finanziellen Hintergründen sind. Selbst in akademischen Kreisen ist dieses Phänomen anzutreffen.


Das Kauen an den Nägeln ist also in keiner Weise vom Grad der Intelligenz, einer Begabung, der Güte eines Charakters oder dem sozialen Status abhängig.


Dies zeugt letzten Endes nur davon, dass wir alle Menschen sind und eben nicht perfekt, und dass oft gerade diese Eigenarten und vermeintlichen Schwächen uns erst menschlich machen.
Perfektion bietet keine Entwicklungsmöglichkeit. Genau diese Entwicklungsmöglichkeit macht aber unser Leben erst interessant und räumt uns jede Möglichkeit der Entfaltung ein.


Ursachen

Generell sind die Ursachen und die Entstehung sowie die Erscheinungsformen und Ausprägung des Nagelkauens individuell verschieden. Diese stehen mit der ureigenen Entwicklung, den individuellen Erfahrungen, den kognitiven Eigenschaften (Wahrnehmung, Erkennen, Denken, Erinnern, Schlussfolgern, Urteilen, Interpretieren) und der Motivation des Betroffenen im Zusammenhang.
Im Allgemeinen geht man von einer Überlastung des Nervensystems aus. Dabei stellt sich natürlich die Frage, warum das Nervensystem überlastet ist.
Grundsätzlich sollte geklärt werden, in wie weit eine mögliche frühkindliche Entwicklungsstörung des Nervensystems die Ausbildung des Nagelkauens begünstigt.
Frühkindliche Entwicklungsstörungen durch Beeinträchtigung der Nervenbahnen können schon früh eine Entwicklungsverzögerung und die damit zusammenhängenden seelischen Belastungen, ebenso wie Störungen der Selbstwahrnehmung verursachen.
Unter Berücksichtigung der bisher bekannten und gesammelten Fakten ist es jedoch naheliegend und weitgehend erwiesen, dass in den meisten Fällen ein Zusammenspiel aus seelischer Belastung mit entsprechenden Emotionen, Stress und der daraus resultierenden inneren Anspannung besteht.
Oft stehen erlebte Gefühle oder ein Bedürfnis im Konflikt mit den Ausdrucksmöglichkeiten, wodurch sich eine meist unbewusste innere Anspannung aufbaut. Die so aufgebauten Gefühle und unterdrückten Energien suchen ein Ventil zur Entladung.


Das Nägelbeißen hat also in den meisten Fällen die Funktion, innere Anspannungen zu kanalisieren bzw. abzubauen.


Behandlungsversuche sind im Wesentlichen von der Mitarbeit des Betroffenen, dessen Einsicht und Konsequenz abhängig. Gerade hierbei ist jedoch eine umfangreiche Aufklärung hilfreich, da die Erkenntnis auch die Einsicht und die Notwendigkeit für Veränderung motiviert.


Weitere Faktoren sind Gewöhnung, Ritualisierung, Generalisierung und möglicherweise auch Konditionierung.

Liegt eine sehr ausgeprägte Form des Nagelkauens vor sollte geklärt werden in wie weit tiefgehende psychologische Ursachen beteiligt sind. Werden die tieferen Hindergründe aufgedeckt und verarbeitet, ist auch hier eine gute Voraussetzung gegeben, das generalisierte Gewohnheitsverhalten in konstruktive Bahnen zu lenken.